Dielen auf Fußbodenheizung?
Wir klären 15 häufige Fragen!
Viele Parkettleger und Bauherren sind unsicher, wenn es darum geht, welche Fußbodenbeläge aus Holz für Fußbodenheizung geeignet sind. Daher haben wir für Sie ein Interview mit dem renommierten ö.b.u.v. Sachverständigen für das Estrichlegerhandwerk, Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe Herrn Thomas Allmendinger geführt und klären die wichtigsten Fragen rund um Dielen auf Fußbodenheizung (Stand: 2020).

Thomas Allmendinger, Sachverständiger

Zu welchen Holzarten raten Sie bei der Verlegung auf Fußbodenheizung?
Allmendinger: Grundsätzlich ist Holz ein Werkstoff, der den raumklimatischen Verhältnissen aufgrund seiner hygroskopischen Beschaffenheit folgt bzw. sich anpasst. Das Quell- und Schwindverhalten ist bei trägen Holzarten schwächer ausgeprägt. Trägere Holzarten sind z.B. Eiche, Nussbaum und viele Exotenhölzer.
Dunkle Hölzer sind zudem unproblematischer. Bei hellen Hölzern wird eine Fugenbildung immer deutlicher sichtbar und auffälliger vorliegend sein. Auch Verschmutzungen werden bei hellen Holzarten deutlich sichtbarer zu Tage treten. Holzarten wie Buche, Ahorn, Birke etc. in Form von Massivparkett und Mehrschichtparkett sind deshalb weniger für eine Verlegung auf Fußbodenheizung zu empfehlen.
Generell spricht nichts gegen eine Verlegung von Massivparkett auf flächenbeheizten Zement- und/oder Calciumsulfat-Fußbodenkonstruktionen, wenn Holzarten wie bspw. Eiche, Nussbaum oder ausgewählte tropische Holzarten Verwendung finden. So wird unter ungünstigen raumklimatischen Bedingungen, hier insbesondere niedrige Luftfeuchtwerte, zwar gegenüber Mehrschichtparkett eine etwas größere Fugenbildung zu erwarten sein, dafür werden Verformungen und Schüsselungen bei Massivparkett deutlich weniger auffällig sein, als dies häufig bei Mehrschichtparkett der Fall ist.


Es kommt ja auch auf die Dicke bzw. die Breite der Vollholzdielen an. Bei unseren Kunden gibt es sehr unterschiedliche Meinungen, welche Massivdielen auf Fußbodenheizung verlegt werden können. Wir haben Kunden, die z.B. unsere Kaiserdielen Eiche von 26x280 mm verlegen. Können Sie das empfehlen? Können Sie konkret sagen, wie breit die Deckbreite sein darf - 16x140 mm oder 16x160 mm? Beziehungsweise 20x160 mm oder 20x200 mm oder noch breiter? Gibt es eine maximale Breite oder evtl. ein maximal empfehlenswertes Dicken-Breiten Verhältnis?
Allmendinger: Grundsätzlich kann jede Massivdiele auf Fußbodenheizung verlegt werden, wenngleich hier der Grundsatz je schmäler je günstiger Beachtung finden soll. Ein generelles Breitenverhältnis lässt sich in diesem Zusammenhang nicht benennen. Dies ist, wie auch bei der Verlegung von Parkett auf unbeheizten Estrichkonstruktionen, letztlich abhängig von den vorherrschenden raumklimatischen Bedingungen, die in den jeweiligen Räumlichkeiten vorhanden sind bzw. geschaffen werden. Orientieren diese sich dauerhaft am eingebauten Holzfeuchtegehalt, können auch Massivdielen mit größeren/großen Breiten verlegt werden.


Wo liegen die Vor- und Nachteile von Massivdielen im Vergleich zu Mehrschichtdielen auf Fußbodenheizung?
Allmendinger: Massivdielen oder Vollholzdielen werden ja hauptsächlich aus Eichenholz gefertigt. Ich fange mal mit den Vorteilen dieser Böden an:
Ein Vorteil der Massivdielen aus Eichenholz ist sicherlich, das grundsätzlich gute „Stehvermögen“ der Holzart Eiche an sich. Ein gewisses Quell- und Schwindverhalten kann jahreszeitlich bedingt nie bzw. nur unter musealen Bedingungen vermieden werden. Bei Massivdielen ist das stärker ausgeprägt als bei Mehrschichtparkettelementen. Einzelne kleine Fugen, die im Winter entstehen können, schließen sich im Laufe des Sommers aber weitestgehend wieder. Auch Mehrschichtparkett unterliegt diesen grundsätzlichen Sachverhalten. Nach meinen persönlichen Erfahrungen wird eine Fugenbildung bei massiven Parkettfußbodenausstattungen jedoch häufig sogar als weniger störend empfunden, als dies bei Fugenbildungen innerhalb von mehrschichtigen Parkettfußböden der Fall ist, auch wenn die Fugen selbst dabei eine geringe Breite aufweisen.
Weitere Vorteile von Massivdielen sind:
Massivdielen können in der Regel mehrmals abgeschliffen werden und haben somit eine viel längere Lebensdauer, oft über mehrere Generationen hinweg.
Vollholzdielen haben einen geringeren Wärmedurchgangswiderstand. Dieser ist bei einer Massivdiele aus Eiche geringer als bei einer 3-fach verleimten Mehrschichtdiele mit gleicher Dicke, da die verleimten Schichten isolierend wirken.
Schwere Möbel, Küchenzeilen können die Quell- und Schwindbewegungen bei schwimmend verlegten Mehrschichtparkettböden behindern, deshalb ist es empfehlenswert auch Mehrschichtdielen vollflächig zu verkleben.
Aus denselben Gründen ist es bei schwimmend verlegten Parkettarten erforderlich Bewegungsfugen herzustellen. Vollflächig verklebtes Parkett und Massivdielen benötigen selbst keinerlei Dehnungsfugen, es sei denn die im Untergrund vorhandenen Fugen müssen übernommen werden.


Inwieweit spielt bei Vollholzböden der Wärmedurchlasswiderstand eine Rolle?
Allmendinger: Ganz allgemein kann man sagen, dass man eine ausreichende Wärmeabgabe an den zu beheizenden Raum erreichen muss. Dafür soll der Wärmedurchlasswiderstand (1/L) nicht größer als 0,15m² · K/W sein. Dieser Wert ist abhängig von der Dicke d und der Wärmeleitzahl λ mit der Maßeinheit W/m · K und errechnet sich nach der Formel: 1/Λ = d/λ. Besteht ein Fußboden aus verschiedenen Werkstoffschichten, so wird der Gesamtwiderstand als Summe der Wärmedurchlasswiderstände der einzelnen Schichten errechnet, plus des Wärmedurchlasswiderstand der Kleberfugen. Bei Vollholzdielen leitet Hartholz die Wärme um ca. 30% besser als Weichholz, da es eine höhere Dichte aufweist.
Wärmedurchlasswiderstände der einzelnen Parkettarten:
Mosaikparkett, Eiche, 8 mm dick: 0,038 m² · K/W;
Vollholzdielen; Stabparkett, Eiche 22 mm dick: 0,105 m² · K/W;
Vollholzdielen; Stabparkett, Eiche 16 mm dick: 0,085 m² · K/W;
Mehrschicht Fertigparkett, 10 – 15 mm dick: 0,07 – 0,11 m² · K/W.
Bei schwimmend verlegtem Mehrschichtparkett ist der maximal zulässige Wärmedurchlasswiderstand oft bereits durch die hier vorhanden und isolierend wirkenden Luftschichten zwischen den Dämmstoffmaterialien unterhalb des Parketts erreicht. Bei einer vollflächigen Verklebung von Parkett besteht in der Regel hingegen nicht die Gefahr eines Wärmestaus.


Ein entscheidender Punkt ist die Einbaufeuchte der Vollholzdielen.
Allmendinger: Die passende Holzfeuchte von 7 % bis 11 %, also im Mittel für unsere Breitengrade von 9 %, muss bei der Herstellung, Lieferung und dem Einbau gewährleistet sein. Ein entscheidender Punkt ist jedoch nicht nur der richtige Feuchtegehalt der Ware, sondern auch die Art und Weise, wie die Trocknung stattfindet. Nur bei einer qualitativ hochwertigen Trocknung der Rohware ist gewährleistet, dass nach der Verarbeitung keine Wuchsfehler, Verfärbungen, Rissbildungen etc. zu Tage treten.


...genau deswegen lagern wir die rohen Bretter vor der Trocknung an der Luft ab. Je nach Jahreszeit und Dicke des Holzes kann diese Freilufttrocknung bis zu 12 Monaten dauern.
Allmendinger: Wenn eine fachgerechte technische Trocknung der mehrmonatigen Ablagerung an der Luft erfolgt ist, wird dadurch gewährleistet, dass nur Holz zur Dielenfertigung verwendet wird, welches ausreichend „gereift“ ist. Dadurch werden Spannungen im Brett auf ein Minimum begrenzt. Die so gefertigte Vollholzdiele weist dadurch wiederum ein besseres Stehvermögen auf und wird sich in der Folge weniger verformen, wie dies etwa bei zu schnell bzw. frisch getrockneter Ware der Fall ist.


Welche Vorgabe gibt es aus Ihrer Erfahrung für den Praktiker für die Verlegebreite bis zur Dehnungsfuge? Gibt es eine Faustformel für die maximale Raumbreite?
Allmendinger: Nein. Generell benötigt schubelastisch und schubfest verklebtes Parkett in der Regel selbst keine Dehnfugen, es sei denn der Untergrund erfordert dies, so wie dies z.B. bei thermoplastischen Gussasphaltestrichen der Fall ist. Die auftretenden Spannungen am Parkett werden üblicherweise durch den Klebstoff aufgenommen und kraftschlüssig an Ort und Stelle abgebaut. Zudem verhindert die gegenseitig vorliegende Stützwirkung aneinander angrenzender Dielen/Elemente/Lamellen, dass es zu ganzflächigen positiven Dimensionsveränderungen kommen kann.
Bei schwimmend verlegtem Parkett hingegen ist das Anlegen von Bewegungsfugen zwingend erforderlich. Diese sind abhängig von den zu erwartenden klimatischen Bedingungen, sowie der jeweiligen verwendeten Holzart und müssen individuell geplant werden.


Welchen Oberflächenschutz empfehlen Sie für Massivdielen?
Allmendinger: Bei Lacken sollten Produkte Verwendung finden, welche nur zu einer möglichst geringen Kantenverleimung der Elemente führen. Am unproblematischsten sind in diesem Zusammenhang Öle und Hartwachsöle, welche keine Kantenverleimung bewirken. Dafür ist der Pflegeaufwand eines lackierten Fußbodens im Nutzungszeitraum geringer als dies bei z.B. rein geölten Oberflächen der Fall ist.


Wie hoch kann die maximale Vorlauftemperatur der Fußbodenheizung, bzw. Oberflächentemperatur des Holzfußbodens sein? Welchen Abstand sollen die Heizrohre haben?
Allmendinger: Die Heizrohre sind je nach der Bauart A, Bauart B oder der Bauart C entweder auf der Dämmung, in der Dämmung, oder unterhalb einer Trennschicht im Ausgleichestrich verlegt.
Entscheidend für Parkettfußböden ist letztlich weder der Rohrabstand, mit welchem die Fußbodenheizungsrohre verlegt werden, noch die Vorlauftemperatur. Das entscheidende Kriterium für die Parkettverlegung ist, die sich einstellende und gleichmäßig über der Flächenbereich verteilt vorliegende Oberflächentemperatur. Diese darf nach DIN 1264 „Raumflächenintegrierte Heiz- und Kühlsysteme mit Wasserdurchströmung“ 29°C im Flächenbereich und 34°C in Randbereichen (hauptsächlich zu Außenwänden) nicht übersteigen. Fußböden müssen im Allgemeinen so beschaffen sein, dass die Vorgaben der DIN nicht zu einer materiellen Beeinträchtigung führen.


Also muss letztendlich der Heizungsbauer die Freigabe für die Verlegung des Fußbodenbelages erteilen?
Allmendinger: Nein. Wird ein Bodenbelag in den Handel und Verkauf gebracht, welcher als fußbodenheizungsgeeignet bezeichnet wird, muss dieser auch die normativen Vorgaben erfüllen können. Dies bedeutet, dass aufgrund der zulässigen maximalen Oberflächentemperaturen keine Schädigungen am Bodenbelag selbst auftreten dürfen. Ansonsten wäre die Fußbodenheizungseignung des Produkts bereits per se vor der Verlegung nicht vorhanden gewesen.
Fugenbildungen und Schüsselungen an Parkettfußböden, welche aufgrund langanhaltender Heizphasen und sich damit einhergehender niedriger Raumluftfeuchten einstellen, stellen dagegen keinen Mangel dar, es sei denn, der Parkettleger hat im Zuge seiner Hinweispflichten keine Reinigungs- und Pflegeanweisung mit den entsprechenden Hinweisen übergeben. Dies sollte bereits mit der Angebotsüberstellung erfolgen.


Ihre Empfehlungen zum Durchheizen des Estrichs? Welche Restfeuchte ist erlaubt?
Allmendinger: Die Belegreife ist je nach Estrichart unterschiedlich. Für Zementestriche gilt ein maximal zulässiger Feuchtegehalt bei der Belegung von 1,8 CM %, für Calciumsulfatestriche 0,3 CM % (0,5 CM % n. DIN 18560-1) Nach dem Erreichen der Belegreife empfiehlt es sich, um eine Wiederanfeuchtung des Estrichs bis zur Parkettverlegung zu vermeiden, die Heizung nicht auszuschalten.


Was muss speziell beim Verkleben auf den Estrich beachtet werden?
Allmendinger: Wichtig ist, dass eine professionelle Untergrundvorbereitung stattfindet. Dies ist im Allgemeinen dann gewährleistet, wenn die Prüfpflichten der DIN 18356 “Parkettarbeiten“ beachtet werden, sowie die Vorgaben der technischen Datenblätter der jeweiligen Klebstoffhersteller umgesetzt werden.


Aus unserem Programm wäre das die PU Grundierung 11 für Zementestrich. müssen andere Estricharten ebenfalls grundiert werden?
Allmendinger: Eine Grundierung zur Klebung von Parkett ist nicht immer erforderlich. Inwieweit eine Grundierung erfolgen sollte und welche Grundierung dabei die Richtige ist, muss im Einzelfall beurteilt werden. Dies ist abhängig vom Untergrund und vom jeweiligen Klebstoffsystem.


Dehnen sich bestimmte Estriche mit zunehmender Feuchtigkeit aus, weisen also ein ähnliches Verhalten wie Holz vor?
Allmendinger: Eine Feuchtigkeitszunahme und damit eine positive Dimensionsänderung bei Estrichen kann sich dann ergeben, wenn ein Estrich aus hygroskopischem Material besteht. Dies trifft beispielsweise auf bestimmte Trockenstriche, die auf Gips- oder Holzbasis beruhen zu. Ansonsten sind für das Ausdehnungsverhalten von Estrichen eher thermische Längenänderungen relevant, welche jedoch wesentlich geringere Dimensionen aufweisen, als dies bei feuchtigkeitsbedingten Dimensionsänderungen von Holz der Fall ist.


Aus Ihren Erläuterungen geht hervor, dass Estriche mit Fußbodenheizung auch für eine Verlegung mit massiven Holzdielen geeignet sind. Eine weitverbreitete Meinung unter Privatkunden ist, dass in den Wohnbereichen mit Fußbodenheizung nur mineralische Beläge oder Laminat etc. verlegt werden dürfen. Was kann die Branche tun, damit dieser Irrtum in der öffentlichen Meinung behoben wird?
Allmendinger: Hier fehlt es sicherlich an der Aufklärung. Vollholzdielen werden in der Regel über den Fachhandel, bzw. das Handwerk verkauft, wo die entsprechend notwendige Fachkompetenz für Fragestellungen rund um das Thema Fußbodentechnik vorhanden ist. Im Gegensatz dazu werden beispielsweise niedrigpreisigere Produkte wie Laminat hauptsächlich in Baumärkten und übers Internet vertrieben. Eine fachbezogene, individuelle und/oder spezifische Beratung ist hier kaum möglich.
Herr Allmendinger, vielen Dank für dieses Interview.
